Das Geschichte-Profil an der ANS


„Die Geschichte lehrt den Menschen, dass die Geschichte den Menschen nichts lehrt“, meinte einst Mahatma Gandhi. Lag der indische Staatsmann, der sein Land in die Unabhängigkeit führte, mit dieser Einschätzung richtig? Wir alle sind auf jeden Fall Produkte unserer Geschichte: Was wir sind, wie wir leben, handeln und denken, ist geprägt von der Vergangenheit. Das Geschichtsprofil baut eine Brücke in diese Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft besser gestalten zu können.
Dabei spielt das Auswendiglernen von Jahreszahlen und Ereignissen nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem geht es darum, das Handeln der Menschen in Politik, Wirtschaft und im Alltag zu erklären, zu verstehen und kritisch zu beurteilen. Um das zu erreichen, stellen wir z.B. folgende Fragen an die Geschichte:

  • Warum kann den Menschen ihre „Nation“ so wichtig sein, dass sie dafür mit Begeisterung in den Tod ziehen?
  • Was ist überhaupt eine „Nation“? Ist sie etwas „Natürliches“ oder ein von den Menschen ausgedachtes künstliches Konstrukt?
  • Welche Rolle haben die Religionen in der Geschichte gespielt? Haben sie den Menschen vorangebracht, waren sie ein Herrschaftsinstrument und ein Argument für Kriege, waren sie ein Hemmschuh für den Fortschritt – oder trifft alles auf sie zu?
  • Folgten die Deutschen ihrem „Führer“ Hitler nur deshalb, weil er ihnen leere Versprechungen gemacht hatte oder fand die Mehrheit seine politischen Ideen durchaus richtig?
  • Wie kann so etwas Schreckliches wie der Holocaust passieren und wie kommt es überhaupt zu Rassismus?
  • Müssen wir den USA dankbar sein, weil sie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg selbstlos geholfen haben oder steckte vor allem Eigennutz dahinter?
  • Was ist die Ursache dafür, dass die Menschen von Anbeginn bis heute (Flüchtlingskrise) immer wieder migrieren, ihre angestammte Heimat aufgeben und eine unsichere Zukunft in der Fremde in Kauf nehmen (müssen)?

Das Material, mit dem wir im Geschichtsprofil arbeiten, ist sehr vielfältig: Es reicht von unterschiedlichsten Texten (Briefe, Reden, Verträge und Urkunden, Gesetze, Literatur, Pressetexte…) über Bilder (Gemälde, Karikaturen, Postkarten, Pressefotos), Architektur, Statistiken und Karten bis zu Spielfilmen und Dokumentationen sowie der Befragung von Zeitzeugen.


Zeitreisen können wir leider nicht bieten, aber geschichtliche Exkursionen sind spannend und fast wie „Lernen in einer anderen Zeit“:

  • Fahrt nach Lübeck, der „Königin der Hanse“, Erkundung der mittelalterlichen Stadt und Besuch des Holstentormuseums des Europäischen Hansemuseums (E1).
  • Besuch der BallinStadt, des Ein- und Auswanderermuseums in Hamburg (E1).
  • Stadtgang in Hamburg: Auf den Spuren der Hammaburg (E2)
  • Studientag in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen (Q1)
  • Studientag in der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh (Q1)
  • Berlinfahrt: Von der Reichshauptstadt des Kaiserreichs zur Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Zweitätige Berlinfahrt (Reichstag, Deutsches Historisches Museum, Hohenschönhausen, Topographie des Terrors

Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, die Entstehung und die Grundlagen unseres heutigen Lebens sowie den Menschen in seinem Denken und Handeln besser zu verstehen und daraus Lehren für sich selbst und das eigene Handeln zu gewinnen.


Als Voraussetzung für das Geschichtsprofil sollte man deshalb politisches und gesellschaftliches Interesse an der Gegenwart mitbringen. Denn morgen ist heute gestern – wir leben also in der Geschichte!

Die Themen im Geschichte-Profil Klasse 11 bis 13

Klasse 11:
Erstes Halbjahr (E1):

  • Vergangenheit und Gegenwart – Lernen aus der Geschichte?
  • Begegnungen von Kulturen – Konfrontation, Abgrenzung oder Integration?

Zweites Halbjahr (E2):

  • Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft – Kontinuitäten und Brüche.

Klasse 12:
Erstes Halbjahr (Q1.1):

  • Die Menschenrechte aus universal-historischer Perspektive – angeboren, egalitär, unteilbar und universell?

Zweites Halbjahr (Q1.2):

  • Nationale Identitäten seit dem 19. Jahrhundert – Realität oder Konstruktion?

Klasse 13:
Erstes Halbjahr (Q2.1):

  • Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme.

Zweites Halbjahr (Q2.2):

  • Dauerhafter Friede – eine Utopie? Friedensschlüsse und  Lösungsversuche internationaler Konflikte.

Die Stundentafel des Geschichte-Profils

Download
Hier findet ihr eine Übersicht über die Stundenzahl der einzelnen Fächer in den Halbjahren ab dem Schuljahr 2021/2022.
Stundentafel Geschichte ab 2021_22 (1).p
Adobe Acrobat Dokument 442.8 KB

Fachanforderungen Schleswig-Holstein

Unter folgendem Link findet ihr eine Übersicht über die Fachanforderungen und somit die Inhalte und Themen in den einzelnen Halbjahren.

https://za.schleswig-holstein.de/zabDokumente/?view=100&path=Abitur|Fachanforderungen


Das sagt unser Profil Geschichte: "Geschichte? Heute Modern"

Denken wir an Geschichte, hoffen wir auf eine alternative Beschäftigung mit mehr "Pepp". Das ist fälschlicherweise auch so, wenn man an den schulischen Geschichtsunterricht denkt. Doch durch das Geschichtsprofil wird einem bewiesen, dass Geschichte heute sehr modern sein kann.  In dem Profilfach Geschichte wird einem nicht nur für sich selbst Struktur geschaffen, indem Ereignisse, von denen man vielleicht mal irgendwo schon gehört hat, in einen Kontext gesetzt werden. Dies gilt beispielsweise für Personen wie Hindenburg, Bismarck und Napoleon, die man vom Hören zwar kennt, aber nicht genau einzuordnen weiß.  Natürlich befasst man sich in diesem Profilfach mit einigen Quellen und Texten. Es gehört auch dazu, Daten und Ereignisse auswendig zu lernen. Aber wo ist das schon nicht so?

Was dieses Profilfach so besonders macht ist, dass man durch Geschichte auf eine ganz besondere Art und Weise Menschen kennenlernt. Menschen, die zwar heute nicht mehr leben und Menschen, die möglicherweise nicht nur "Gutes" getan haben. Doch trotzdem entsteht im Laufe des Geschichtsunterrichts das Bedürfnis, mehr über die einzelnen Personen zu erfahren und zu verstehen, was sie zu ihren Handlungen bewogen hat. Der Unterricht an sich ist mit Filmen und Büchern vergleichbar. Man möchte wissen, wie es weitergeht und trifft immer wieder auf Wende- und Höhepunkte. Denn wieso hat Hitler eigentlich so gehandelt, wie er gehandelt hat? Oder was hat Bismark so besonders gemacht? Das macht das Profil sehr spannend und trägt dazu bei, dass es nie langweilig wird.  Das Fach "Geschichte" wird zu den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern eingeordnet. Dieser wesentliche Aspekt wird sehr oft bei oberflächlicher Betrachtung der Unterrichtsinhalte, die man in der Mittelstufe behandelt hat, vergessen. Denn Geschichte an sich setzt sich nicht nur mit damaligen Ereignissen aus dem Mittelalter auseinander, sondern findet nah an der Gesellschaft statt. Wieso ist die Weimarer Republik gescheitert? Soziologische Aspekte des Geschichtsunterrichtes sind dementsprechend fundamentale Merkmale des Geschichtsprofils, die den Unterricht alles andere als trocken und hinterhergeblieben erscheinen lassen.  Daneben ist wichtig zu erwähnen, dass das Profil durch das profilergänzende Seminarfach alles andere als eingestaubt ist. Durch das Seminarfach hat man die Möglichkeit, von dem sonst so strukturierten Lehrplan abzuweichen und bestimmte Aspekte innerhalb der Geschichte genauer zu betrachten und zu untersuchen. Bei dem Seminarfach geht es darum, ein Oberthema, auf das man sich durch Abstimmung innerhalb der Klasse geeinigt hat, mit Geschichte zu verbinden und daran angelehnt eine Seminararbeit unter jeweils bestimmten Leitfragen über das Thema zu halten und diese in einem Vortrag zu präsentieren. Es gibt von Q1.1 bis Q.2.1 je eine Seminararbeit zu jeweils 1 Oberthema anzufertigen, was zeitlich sehr machbar ist, da man in der Schule Zeit für diese Aufgabe bekommt. Als ich in Q1.1 darauf gestoßen bin dachte ich zunächst "Oh Gott". Es hört sich am Anfang sehr komplex an, Themen wie Bildungschancen, Religion, Klimaveränderungen oder gesellschaftliche Beteiligungsmöglichkeiten mit Geschichte in Verbindung zu bringen und sogar eine Seminararbeit anzufertigen. Aber ich habe sehr viel aus diesem Fach mitgenommen. Diese Freiheit, die man durch dieses Fach in der Geschichte hat, führt dazu, dass man so viel mehr Aspekte der Vergangenheit kennenlernt, die im Unterricht teilweise gar nicht thematisiert werden. Ich war thematisch mit meinen Seminararbeiten im Mittelalter bei den Ketzern, in den USA beim Wahlsystem und zuletzt im Bildungssystem des Kaiserreiches. Man sieht, Geschichte ist wirklich sehr vielfältig. Durch das Seminarfach wird das gesamte Geschichtsprofil grundlegend einfach noch weiter aufgewertet und modernisiert.  Dementsprechend lohnt es sich sehr, sich für das Geschichtsprofil zu entscheiden. Nur durch die Geschichte kann man die Gegenwart verstehen und die Zukunft verantwortungsbewusst gestalten. Darüber hinaus bietet dieses Profilfach mit dem profilergänzenden Seminarfach eine moderne Auseinandersetzung mit der Geschichte. 

 

 

Emma Hetzler, 13c im Schuljahr 2023/2024